Die Bewältigung frühkindlicher Stresserfahrung und deren Einfluss auf die spätere Mutter-Kind-Interaktion: Die Rolle genetischer Polymorphismen
Ein weiteres am Universitätsklinikum Heidelberg angesiedeltes Teilprojekt zielt auf die Untersuchung genetischer Faktoren ab, die bei der Entstehung komplexer Verhaltensweisen wie beispielsweise der Emotionsregulation, Reaktivität auf psychosozialen Stress oder mütterlichen Sensitivität, eine Rolle spielen. Durch DNA-Analysen der in den einzelnen Zentren untersuchten Mutter-Kind-Dyaden, werden bestimmte Genvarianten, sogenannte Polymorphismen, bestimmt und mit beobachteten Verhaltensweisen und Indikatoren des subjektiven Wohlbefindens in Verbindung gesetzt. Ergebnisse bisheriger Forschung weisen darauf hin, dass bestimmte Genausprägungen mit besonders sensiblen Reaktionen sowohl auf förderliche wie auch belastende Umweltreize einhergehen. Die Art und Weise wie Mütter eigene frühkindliche Stresserlebnisse wahrnehmen und verarbeiten, inwiefern sich diese Erfahrungen in den Interaktionen mit dem eigenen Kind widerspiegeln und auf das Kind wirken sowie die Effektivität von Interventionsprogrammen, könnten somit maßgeblich von den mütterlichen und kindlichen Genen beeinflusst sein. Die Kenntnis dieser genetischen Einflüsse auf die Bewältigung frühkindlicher Stresserfahrungen und die Entstehung bestimmter Verhaltensweisen stellt somit eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung und den Einsatz auf das Individuum angepasster Interventionen dar.
Klinik für Kinder und Jugendpsychiatrie
Sektion Störungen der Persönlichkeitsentwicklung
Prof. Dr. med. Romuald Brunner, Dr. phil. Dipl.-Psych. Corinna Reichl, Dr. med. Michael Kaess, Dipl.-Psych. Peter Parzer, Prof. Dr. med. Franz Resch